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Ausschnit des Titelbildes der Ausgabe rheinform 01/2024, zeigt einen Ausschnitt des Titelblattes.

Forum Vogelsang IP

Die NS-Dokumentation mit der Ausstellung "Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen"

Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt die Anlage von der Ordensburg Vogelsang von oben. Das Bild wurde vom Turm der Burg aus aufgenommen. Das Gelände mit vielen rechteckigen Gebäudeteilen liegt auf einer Anhöhe mitten in der Natur. Im Hintergrund sind Wälder und ein See zu erkennen.
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Bild 1: Blick vom Turm auf den ehemaligen Adlerhof mit dem neuen Eingangsgebäude zum Forum Vogelsang IP. (© Vogelsang IP; Fotograf: Roman Hövel)

Dr. Markus Krause

Die ehemalige Ordensburg Vogelsang in der Nordeifel ist eines der größten weitgehend unverändert erhaltenen Gebäudeensembles aus der Zeit des Nationalsozialismus (Bild 1). Hier sollte der Führungsnachwuchs der NSDAP im Sinne der Partei und der NS-Weltanschauung ausgebildet werden. Der 1936 aufgenommene Schulungsbetrieb wurde allerdings bereits bei Kriegsbeginn 1939 wieder eingestellt.

Der politischen Funktion entspricht die repräsentative, auf Wirkung bedachte Architektur der hoch über dem Urftstausee gelegenen Anlage. Ihr ist selbst aus heutiger Sicht ein gewisses Faszinationspotential nicht abzusprechen – dies gilt, so lässt sich vermuten, auch und gerade dann, wenn der problematische historisch-ideologische Kontext der ehemaligen „Naziburg“ den Besucherinnen und Besuchern kaum bekannt ist, zumal das weiträumige Gebäudeensemble sich nicht von selbst erschließt.

Wie also geht man vor diesem Hintergrund mit dem historischen Ort und seiner Geschichte um: Überlässt man ihn dem Verfall, schränkt man die Zugänglichkeit weitgehend ein oder macht man ihn gar dem Erdboden gleich, in der Hoffnung, dass dieses Zeugnis der deutschen Geschichte alsbald dem Vergessen anheimfalle? Diese auch andernorts relevante und umstrittene Frage nach dem angemessenen Umgang mit den baulichen Relikten der NS-Diktatur stellte sich in Bezug auf Vogelsang allerdings erst 2005 in aller Schärfe, als nämlich das belgische Militär die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgenommene Nutzung der Gebäude und des umliegenden Geländes als Truppenübungsplatz aufgab und die Öffentlichkeit Zugang zu dem Areal erhielt.

Das bequeme Prinzip des „Ignorierens und Vergessens“ – so der Konsens der politisch Verantwortlichen in der Region, beim Land NRW und beim Bund als dem neuen Eigentümer der Liegenschaft – konnte allerdings keine zukunftsweisende strategische Perspektive für einen klassischen „Täterort“ wie Vogelsang sein. Ganz im Gegenteil musste es, angesichts der besonderen Historie des Ortes, um das bewusste „Erinnern“ gehen. Das Erinnern als produktiver Prozess aber impliziert die kritische Vergegenwärtigung dessen, was Vogelsang exemplarisch repräsentiert, nämlich zentrale Aspekte der nationalsozialistischen Ideologie und Gewaltherrschaft. Mit dieser Entscheidung war der Weg zum „Erinnerungsort“ vorgezeichnet, der die historische Aufklärung mit aktuellen Fragen der politischen Bildung verbindet. Schon zu Beginn der Planungen bestand daher Einvernehmen darüber, dass es notwendig sein würde, das Baudenkmal Ordensburg Vogelsang durch eine Dauerausstellung zu ergänzen: Sie sollte spezifische Kenntnisse über die NS-Zeit vermitteln, historische Zusammenhänge aufzeigen und das Bewusstsein für die Werte der freiheitlichen Demokratie stärken – so der durch den Bund als Fördergeber formulierte Anspruch.

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Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt den Eingang zur Dauerausstellung "Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen faszination und Verbrechen". Dieser Titel ist in großen Buchstaben an eine weiße Wand geschrieben und wird angestrahlt. Im Hintergrund ist ein Bild von jungen Männern in Nazi-Uniform zu sehen. Das Bild ist schwarz-weiß.
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Bild 2: Intro zur Dauerausstellung "Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen" (© Vogelsang IP; Fotograf: Roman Hövel)

Zur Umsetzung dieses grundlegenden Ziels, das die umfangreiche bauliche Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude zur Voraussetzung hatte, wurde 2008 die Vogelsang IP gemeinnützige GmbH als Träger und Betreiber des „Forums Vogelsang IP“ gegründet. Das Kürzel IP steht für „Internationaler Platz“ und verdeutlicht so den dezidiert grenzüberschreitenden, die Dialogbereitschaft betonenden Anspruch des Projektes. Hauptgesellschafter der gGmbH ist – neben sechs weiteren kommunalen Gesellschaftern aus der Region − mit 50 % des Stammkapitals der Landschaftsverband Rheinland (LVR), der mit diesem nicht nur finanziellen Engagement für den Standort einmal mehr seiner Verantwortung als rheinlandweit tätiger Kommunalverband gerecht wird. Der Bedeutung, die der LVR dem Projekt und den mit ihm verbundenen Bildungsangeboten zumisst, entspricht dessen Aufnahme in das bereits in den Jahren zuvor begründete „LVR-Netzwerk Kulturelles Erbe im Rheinland“.

Nach Abschluss der aufwändigen baulichen Sanierung finden sich unter dem Dach des im September 2016 eröffneten „Forums Vogelsang“ das touristisch orientierte Besucherzentrum, die vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW betriebene Ausstellung „Wildnis(t)räume“ des „Nationalpark-Zentrums Eifel“ sowie – als Kern des „Erinnerungsortes“ Vogelsang – die NS-Dokumentation mit der Dauerausstellung „Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“ (Bild 2). Alle drei Angebote sind von Beginn an auf großes öffentliches Interesse gestoßen.

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Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt einen Einblick in die Dauerausstellung "Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen faszination und Verbrechen". Zu sehen sind verschiedene Ausstellungseinheiten mit Bildern der NS-Zeit und erklärenden Texten. Diese sind auf weißen übermannshohen Gitterstäben angebracht. In der Mitte wird ein Gang gebildet, durch den die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher gehen können. So bekommen diese den Eindruck von einem Gang durch ein Gefängnis.
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Bild 3: Darstellung des Alltags der Schulungsteilnehmer in Kapitel 5 und 6 der Dauerausstellung (© Vogelsang IP; Fotograf: Roman Hövel)

Die Federführung bei der Erarbeitung des inhaltlichen Konzeptes der NS-Dokumentation lag bei dem Kuratorenteam der Vogelsang IP gGmbH, fachlich unterstützt durch ausstellungserfahrene Mitarbeiter des LVR-Dezernates Kultur und Landschaftliche Kulturpflege und begleitet durch einen wissenschaftlichen Beirat. Ungewöhnlich wohl selbst für Projekte dieser Größenordnung und vergleichbarer politischer Relevanz war die aktive Beteiligung eines Teams von in der NS-Geschichte ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Ruprecht Karls Universität Heidelberg, Seminar für Zeitgeschichte (Public History), das nach einer europaweiten Auslobung des Auftrags unter anderem für Archiv- und Materialrecherchen, aber auch im Hinblick auf die Entwicklung eines in sich schlüssigen Konzeptes engagiert werden konnte. Für die Gestaltung war ein Team aus Hamburger und Berliner Büros unter der Leitung von gwf-ausstellungen, Hamburg, verantwortlich (Bild 3).

In den gemeinsamen, intensiven Diskussionen entstand schnell Einvernehmen darüber, dass eine rein faktisch-chronologische, allein an der Geschichte der Ordensburg orientierte Darstellungsweise der Komplexität des Themas nicht gerecht werden würde. Als sinnvoll erwies sich, stattdessen von einer konkreten, auf die Gegenwart bezogenen Leitfrage auszugehen: Warum findet Vogelsang noch heute, also mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Ende des Nationalsozialismus, unser Interesse? Oder, pragmatischer formuliert: Inwiefern kann die Beschäftigung mit diesen speziellen Aspekten der Vergangenheit uns, den Nachgeborenen, von Nutzen sein?

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Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt einen Einblick in die Dauerausstellung "Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen faszination und Verbrechen". Zu sehen sind verschiedene Ausstellungseinheiten mit Bildern. Auf einem Bildschirm können Videos von Zeitzeugeninterviews angehört und geschaut werden. Die Bilder sind an weißen hohen Gitterstäben befestigt. Im Hintergrund ist ein Fenster zu sehen, durch das man einen Ausblick in die umgebende Natur hat.
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Bild 4: Kapitel 5: "Sehnsucht nach Aufstieg und Zugehörigkeit" - Darstellung von Lebensläufen und Karrierehoffnungen (© Vogelsang IP; Fotograf: Roman Hövel)

Fragen wie diese machen allerdings noch keine Ausstellung. Sie müssen differenziert und auf einzelne, klar abgrenzbare Themen und Sachverhalte bezogen werden. Und natürlich sollte die Ausstellung darüber hinaus auch konkrete Antworten auf konkrete Fragen bieten, ohne jedoch die Besucherinnen und Besucher in ihrem persönlichen Urteilsvermögen unangemessen zu beschränken: Die Präsentation, verstanden als Raum der Überlegung und Reflexion, ermöglicht damit bewusst unterschiedliche Wege der Auseinandersetzung mit den jeweiligen Inhalten. Die Ausstellung „Bestimmung Herrenmensch“ wagt diesen nicht ganz einfachen Spagat zwischen der Information einerseits und einer gewissen Offenheit andererseits, die individuelle Reaktionen und Bewertungen nicht von vornherein in eine vorgegebene Richtung zu lenken versucht. Die bisherige Resonanz auf die Ausstellung zeigt, dass dieses Bemühen, die aktive Aneignung anzuregen, als Angebot durchaus wahrgenommen und genutzt wird (Bild 4).

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Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt einen Einblick in die Dauerausstellung "Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen faszination und Verbrechen". Zu sehen sind verschiedene Ausstellungseinheiten mit Bildern der NS-Zeit und erklärenden Texten. Die Ausstellungsmodule bestehen aus weißen Tischen, teilweise sind erklärende Texte in der Form von Plakaten überhalt der Module zu sehen. Die Wände und die Decke sind dunkelblau und heben sich stark von der weißen Ausstellungsgestaltung ab.
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Bild 5: Kapitel 10 ("Entgrenzung und Gewalt") der Dauerausstellung, Dimensionen von Verbrechen und Täterschaft der Ordensburgangehörigen im Zweiten Weltkrieg (© Vogelsang IP; Fotograf: Roman Hövel)

In diesem Sinne schlägt die Präsentation „Bestimmung: Herrenmensch“ auf etwa 800 m2 in elf aufeinander aufbauenden Kapiteln einen weiten inhaltlichen Bogen vom Alltagsleben und Selbstverständnis der Lehrgangsteilnehmer – zwischen „Eliteanspruch und Unterordnung“ − über die im Unterricht vermittelten Lehrinhalte – „Marschieren und Studieren“ − bis hin zu nationalsozialistisch-idealtypischen Vorstellungen von „Körperkult und Männlichkeit“. Die vorletzte Ausstellungseinheit thematisiert unter dem Titel „Entgrenzung und Gewalt“ die unheilvollen Konsequenzen der in Vogelsang propagierten Weltanschauung, die sich in der aktiven Beteiligung von Ordensburgangehörigen an Massenmord und Holocaust im Zweiten Weltkrieg manifestierten.

Die Vielfalt der Themen, der Vermittlungsangebote und der Ausstellungsobjekte – dreidimensionale Exponate, historische Fotos, Dokumente – sollte immer wieder zur Reflexion anregen (Bild 5). Ob die Besucherinnen und Besucher diese Impulse aufnehmen, muss ihnen überlassen bleiben. Letztlich hätte die Ausstellung Wesentliches geleistet, wenn sie nicht allein Fakten geliefert, sondern bei den Besucherinnen und Besuchern weiter gehende Fragen provoziert hätte: „Wie hätte ich mich damals unter ähnlichen Umständen verhalten, und was ließe sich aus der Geschichte Vogelsangs in die Gegenwart, in mein eigenes Leben übertragen?“

Im Sinne der aktuellen Inklusionsdebatte ist die NS-Dokumentation soweit möglich barrierefrei gestaltet. Dies gilt für die physische Zugänglichkeit ebenso wie für die Präsentation der Inhalte. So können blinde oder sehbehinderte Besucherinnen und Besucher dank eines speziellen

Mediaguides die Ausstellung beispielsweise über eine spezielle Hörführung erschließen; darüber hinaus ist sie auch in englischer, französischer und niederländischer Sprache erlebbar. Ergänzt wird die Dauerausstellung durch ein vielfältiges pädagogisches Programm der Akademie Vogelsang IP, von Ausstellungs- und Geländeführungen bis hin zu einzelne Themenbereiche vertiefenden Angeboten für alle Altersstufen.

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Barrierefreie Erlebnisausstellung "Wildnis(t)räume" im Nationalpark-Zentrum Eifel

Dr. Kerstin Oerter

Inmitten des Nationalparks Eifel liegt die internationale Begegnungs- und Bildungsstätte „Forum Vogelsang IP“. Das Nationalpark-Zentrum Eifel mit seiner Ausstellung „Wildnis(t)räume“ ist neben der NS-Dokumentation mit der Dauerstellung „Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“ ein wesentlicher Bestandteil des im September 2016 neu eröffneten „Forum Vogelsang IP“. Mit dieser neuen Ausstattung soll der ehemals nationalsozialistische und in der Nachkriegszeit als Truppenübungsplatz genutzte Standort „Vogelsang“ als Aushängeschild zur Entwicklung der Nationalparkregion beitragen. Zudem vervollständigt die Dauerausstellung „Wildnis(t)räume“ das bereits bestehende Informations-Netzwerk des Nationalparks Eifel mit seinen Nationalpark-Toren und Info-Punkten.

Der Entwicklung in Vogelsang liegen zwei Leitentscheidungen des Landes Nordrhein-Westfalen zugrunde, die auch die Errichtung des Nationalpark-Zentrums mit seiner Ausstellung umfassen. Neben der Unterstützung durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur und Verbraucherschutz des Landes NRW sowie Wald und Holz NRW wurde die Ausstellung „Wildnis(t)räume“ durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert.

Zur Gestaltung und Realisierung der Ausstellung lobte die Nationalparkverwaltung im Jahr 2009 einen überregionalen Wettbewerb aus, dem ein erstes Grobkonzept zugrunde lag. Die Ausstellungsentwürfe der Wettbewerbsgewinner Stauffenegger & Stutz GmbH wurden ab 2010 durch den Generalübernehmer TRIAD Projektgesellschaft Berlin umgesetzt. Die Gestaltung und Inhalte der Ausstellung wurden im Zusammenwirken mit der Verwaltung des Nationalparks Eifel, externen Fachleuten und einem begleitenden interdisziplinären Beirat entwickelt.

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Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt einen Einblick in die Dauerausstellung des Nationalpark-Zentrums. Zu sehen ist ein Raum mit verschiedenen medialen Elementen, rechts ist ein orangenes Element zu sehen, in dem ein Bildschirm über die Sinne der Tiere informiert. Ein kleiner Junge sitzt vor dem Bildschirm. Auf der linken Seite ist ein schwarzes Element zu sehen, vor dem zwei Erwachsene stehen und sich Texte durchlesen. Es ist nicht erkennbar, worüber diese Ausstellungseinheit informiert.
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Bild 6: Interaktive Elemente lassen erstaunliches über die Sinne der Tiere erfahren. (© NPZ-Vogelsang IP; Fotograf: Roman Hövel)

Die 2.000 m2 große Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ fasziniert mit attraktiven Impressionen, informiert über die natürliche Vielfalt vor Ort sowie weltweit und richtet sich an den Prinzipien der Bildung für nachhaltige Entwicklung aus. Unter dem Motto des Nationalparks Eifel „Wald-Wasser-Wildnis“ zeigt sie den Gästen die Besonderheiten des Schutzgebietes und bringt ihnen dessen Philosophie „Natur Natur sein lassen“ näher (Bild 6). Die Themen reichen von der Artenvielfalt des heimischen Buchenwaldes und den Lebensgemeinschaften eifeltypischer Gewässer über die Darstellung natürlicher Kreisläufe bis hin zu globalen Aspekten des Umweltschutzes. Der Erhalt der biologischen Vielfalt wird in den Kontext gesellschaftlicher und persönlicher Werte gestellt und der Schutz der Natur als wichtige Zukunftsaufgabe formuliert.

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Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt ein Tastmodell der Dauerausstellung des Nationalpark-Zentrums Eifel. Zu sehen ist ein überdimensional großes Modell eines Käfers, dahinter ist ein Modell einer Heuschrecke zu sehen. Die beiden Tiere stehen auf einem grünen Grund.
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Bild 7: Tastmodelle lassen kleine Tiere ganz groß werden. (© Nationalpark-Zentrum Eifel; Fotografin: Kerstin Oerter)

Die modernen Inszenierungen bieten eine ansprechende Atmosphäre und neue Perspektiven auf die Natur, die den Blick schärfen und Freude an der Naturbeobachtung wecken sollen. Insgesamt laden mehr als 50 Tast-Installationen (z. B. Modelle und Tierpräparate) zum Berühren ein und etwa 30 Lautsprecher vermitteln eine Vorstellung des „Sound of Nature“ (Bild 7).

Die „Wildnis(t)räume“ sind für alle da: Menschen jeden Alters mit und ohne Einschränkungen, Familien mit Kindern und Schulklassen können die Ausstellung selbstständig oder bei einer geführten Erkundungstour entdecken. Die wesentlichen Inhalte werden in Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch vermittelt und stehen in Deutsch auch in Leichter Sprache, erhabener Schrift und Braille-Schrift zur Verfügung. Alle Räume und Ausstellungselemente sind mit dem Rollstuhl erreichbar; Rampen, Lift und ein barrierefreies WC sind vorhanden. Ein Blindenleitsystem führt vom Bushalteplatz über das Besucherzentrum bis in alle Ausstellungsräume. Kostenlos ausleihbare Media-Guides vermitteln die Ausstellungsinhalte in den genannten Fremdsprachen, als Audiodeskription und in Gebärdensprache.

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Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt einen Einblick in die Dauerausstellung des Nationalpark-Zentrum Eifel. Zu sehen sind verschiedene Ausstellungselemente, darunter ein Medientisch, an dem ein Mädchen sitzt und Tiere des Nationalparks kennenlernt. Im Hintergrund ist ein Baumstamm zu sehen, die Blätterkrone wird nach oben hin mit Hilfe von Fotografien fortgeführt.
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Bild 8: Die Erlebnisausstellung bietet ansprechende Inszenierungen und moderne Installationen. (© NPZ-Vogelsang IP; Fotograf: Roman Hövel)

Bei einem Rundgang über zwei Etagen können sieben Module mit verschiedenen Themenbereichen erlebt werden. Der Rundgang beginnt „in der Krone“ einer Buche, zeigt die Mächtigkeit von Stamm und Wurzel und mit etwa 100 „Waldgesichtern“ die große Artenvielfalt naturnaher Buchenwälder (Bild 8). Im zweiten Modul können unter anderem Wasserlebensräume des Nationalparks Eifel ertastet werden. Im und am Wasser lebende Winzlinge werden unter der Lupe gut erkennbar, andere Arten wie Graureiher und Schwarzstorch zeigen sich lebensecht als Präparat, Amphibien und Insekten werden in kurzen Filmsequenzen vorgestellt. Das dritte Ausstellungsmodul befasst sich mit dem Thema „Sinne“: sehen, hören, tasten und riechen. Die Gäste können in interaktiven Stationen ihre eigenen Sinne prüfen und mit den Fähigkeiten von Tieren vergleichen.

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Bildbeschreibung: Das Farbfoto zeigt einen Einblick in die mediale Präsentation des Nationalparkzentrums Eifel. Zu sehen sind große Blasen, die Einblicke in einen Wald geben, in der Mitte ist eine Blase mit einem fauchenden Luchs zu sehen.
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Bild 9: Der "Zauber der Wildnis" ist eine besondere Attraktion. (© Nationalpark-Zentrum Eifel; Fotograf: Achim Oerter)

Im Obergeschoss widmet sich das Modul „Werden und Vergehen“ den Zeitabläufen, den Stoffkreisläufen und Nahrungsgefügen in der Natur. Beispielhaft werden die Lebenszeit der Buche und des Hirsches, der Rhythmus der Jahreszeiten und die Zersetzung der Laubstreu als Grundlage der Nährstoffgewinnung dargestellt. Die Entwicklung von Grasland zu Wald ist im Zeitraffer zu sehen und zu hören. Hervorzuheben ist der „Zauber der Wildnis“, eine besonders beeindruckende Installation, die das ruhige Beobachten und Genießen in der Natur vermitteln will (Bild 9). Wenn Geduld und Aufmerksamkeit ins Spiel kommen, erscheinen in dem über zwei Etagen reichenden Dunkelraum überraschende Ansichten. Eine Präsentation die verzaubert, obwohl gerade hier viel modernste Technik zum Einsatz kommt: sieben Projektoren und Lautsprecher sowie 52 „Bildkugeln“ mit Durchmessern von bis zu einem Meter.

Bildbeschreibung: Die Farbfotografie zeigt einen Einblick in die Dauerausstellung des Nationalpark-Zentrums. Zu sehen ist ein großer Globus, der in einer Halterung befestigt wurde. Der Globus ist drehbar und weist auf dem Bild nach Afrika. Auf dem Globus kann man erkennen, welche Tiere auf welchem Kontinet verbreitet sind.
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Bild 10: Die Ausstellung informiert über die biologische Vielfalt vor Ort und Weltweit. (© Nationalpark-Zentrum Eifel; Fotograf: Achim Oerter)

Der daran anschließende Panoramaraum gibt Ein- und Ausblicke in den Nationalpark Eifel – entweder mit bloßem Auge oder mit einem Spektiv zu genießen und mit Hilfe einer taktilen Karte sogar zu ertasten. Hörstationen mit Sitzelementen laden zum Verweilen ein, wobei Musik und verschiedene Hörstücke, beispielsweise zur Geschichte der Eifel oder zum Naturverständnis in der NS-Zeit, ausgewählt werden können. Hier kann das Thema Wildnis ernsthaft reflektiert oder mit 21 bunten Würfeln erspielt werden. Im letzten Modul der Ausstellung wird es international: die Artenvielfalt und Schutzgebiete weltweit, die Ursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt und Möglichkeiten zum eigenen Handeln werden aufgezeigt. Mit taktilen Globen und Höreinspielungen sind die Informationen auch tast- und hörbar (Bild 10).

Seit der feierlichen Eröffnung am 11. September 2016 mit etwa 3.000 Gästen gab es viel Lob von Gästen, Fachleuten und der Presse für die neue Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“, die mit ihren Präsentationen alle Sinne anspricht und mit vielen interaktiven Elementen zum Staunen, Erkennen, Bewerten und Handeln anregt. Eine gute Basis, um für mehr Akzeptanz gegenüber der „Wildnis“ als Schutzziel des Nationalparks Eifel und aller Nationalparke weltweit zu werben. Mit der Weiterentwicklung bildungstouristischer Angebote wie speziellen Führungen und Programmen für Schulklassen will das Nationalpark-Zentrum Eifel mit seinen „Wildnis(t)räumen“ auch zukünftig am Forum Vogelsang IP seinen Beitrag für Toleranz, Weltoffenheit und einen respektvollen Umgang mit der Natur leisten.

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MUSEUMS-INFO

Forum Vogelsang IP
NS-Dokumentation Vogelsang / Nationalpark-Zentrum Eifel
Vogelsang 70
53937 Schleiden

Tel.: 02444 915 790
Mail: info@vogelsang-ip.de
Web: www.vogelsang-ip.de